„Eioneus Erbe. Rosse sah ich noch nie so schön und so groß wie die seinen. Weißer als Schnee und im Lauf so schnell wie eilende Winde. Kunstreich ist sein Wagen aus Gold und Silber gefertigt. Und mit gewaltigen Waffen aus Gold, man sieht sie mit Staunen, rückte er an. Fürwahr, nicht sterblichem Manne gebührt es, solche zu tragen, sie sind bestimmt für ewige Götter.“
– Homer; Ilias, 10
Sie waren bereits alt, als die griechische Zivilisation noch jung war. Über das fast vergessene Volk der Thraker gehen die Meinungen weit auseinander. Sehen die Einen in ihnen die Keimzelle der europäischen Bevölkerung, das sog. „Alteuropa“, so betrachten andere sie als den Ursprung der sog. „indo-europäischen“ Kultur.
Dieser Artikel soll zunächst als kurzer Abriss dieses, sehr umfangreichen, Themenkomplexes dienen. Ich möchte versuchen, soweit mir dies möglich erscheint, eine Rekonstruktion des thrakischen Geisteslebens unternehmen und einen Einblick in diese, womöglich älteste, europäische Kultur ermöglichen. Ich bitte den geneigten Leser zu beachten, dass es sich bei den nachfolgenden Rekonstruktionen um Postulate, d.h. Herleitungen, unter Zuhilfenahme vorliegender Quellen handelt. Ich beanspruche keineswegs die Universelle Richtigkeit der nachfolgenden Überlegungen, sondern betrachte sie mehr als Interpretation, denn als der Weisheit letzten Schluss.
– Sebastian Jenesl
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