Der hörnerne Siegfried: Das achte Abenteuer

Was sich mit Siegfried weiter begab


Nun hatte man bei Gibich   gut Botenbrot bekommen,
Dass seine schöne Tochter   so bald ihm sollte kommen,
Und wie sie wär erlöset   von dem Wurm und von dem Stein.
Gibich ließ bald entbieten   seine Mannen insgemein.

Sie ritten all entgegen   Siegfried dem Degen wert,
Kein Kaiser auf der Erden   ward jemals so geehrt.
Der König schickte Boten   in alle Reich und Land,
Den Königen und Fürsten   macht‘ er die Mär bekannt,

Damit sie alle kämen   gen Worms ihm an den Rhein
Auf seiner Tochter Hochzeit.   Fünfzehn Fürsten ritten ein:
Die wurden wohl empfangen,   wie man denn Fürsten soll.
Da hub sich große Freude;   das Land war der Herren voll.

Nun währte diese Hochzeit   wohl mehr denn vierzehn Tag,
Dass man turniert‘ und rannte   und Ritterspiele pflag.
Man hielt sechzehn Turniere,   bevor man ritt hindann,
Man schenkte Futter und Kleider   so dem Ross als dem Mann.

Siegfried gab solch Geleite   und saß so zu Gericht,
Hätt einer Gold getragen,   sich fürchten durft er nicht.
Mit großer Stärke hatt er   jedwedes Ding bestellt.
„Der Teufel weiß,“ sprach Gunther,   „dass man so wert ihn hält

Vor andern kühnen Helden,   denen das wohl Schande brächt,
Die doch so gut von Adel   als er ist von Geschlecht.
Er trägt auch alle Tage   hier Helm und Panzerring:
Damit hält er die Helden   in diesem Land gering.“

Da sprach der grimme Hagen:   „Er ist der Schwager mein;
Will er das Land regieren   hier oben an dem Rhein,
So mag er gründlich schauen,   dass er nichts übersieht,
Denn ich wär stets der erste,   der ihm das widerriet.“

Da sprach Gernot der Degen:   „Mein Schwager Siegfried,
Von meiner Hand wohl gäb ich   das allerbeste Glied,
Dass hier mein Vater Gibich   nur hätte meinen Mut,
So tät ihm sicher Siegfried   hier in die Läng kein Gut.“

Als die drei jungen Könige   Siegfrieden trugen Groll,
Da brachtens seine Schwäger   zuletzt zu Stande wohl,
Dass Siegfried ward erschlagen.   An einem Brunnen kalt
Erstach der grimme Hagen   ihn in dem Odenwald.

Zwischen seinen Schultern   und wo er fleischig war,
Da er mit Mund und Nase   sich kühlt‘ am Brunnen klar.
Sie waren um die Wette   gelaufen schnell genug:
Da ward des Hagen befohlen,   dass er Siegfrieden schlug.

Von Kriemhilds dreien Brüdern – die weiter hören wollten,
Die will ich unterweisen,   wo sie das finden sollen:
Sie lesen Siegfrieds Hochzeit,   so finden sie Bericht
Was die acht Jahr geschehen;   hier endet dies Gedicht.

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