Wie der Kaiser Ermenrich Dietrichen widersagen ließ
Als Ermenrich der Kaiser Dietrichen widerbot,
Da hub sich großer Schrecken, Angst und Herzensnot.
Der das will gerne hören, der mag hier Kund empfahn
Was großer Untreue ward an dem Berner getan.
Wittich und Heime, die brachen Gottes Recht,
Die Heergesellen beide. Einst war die Treue schlecht;
Nun mög es Gott erbarmen, dass es je geschah,
Dass man dem jungen Ritter das Gottesrecht brechen sah.
Zwei bestunden einen: Das war hievor nicht Brauch;
Es schwächten ihre Ehre damit die beiden auch,
Dass sie auf der Warte frommten großen Schaden
An Alphart dem jungen; mit Schande wurden sie beladen.
(Es zog der reiche Kaiser von Rom Herr Ermenrich
Wider seinen Neffen, den Berner Dieterich.
Er hatt in seinem Heere wohl achtzigtausend Mann:
Das riet der falsche Sibich, der nur auf Untreue sann.
„Wer will nun widersagen,“ sprach Ermenrich, „von mir
Dietrichen, Dietmars Sohne? Ist nicht ein Bote hier?“
Da stand an der Seite Heime seinem Herrn:
Der sollte Bote werden zu dem jungen König von Bern.
Da sprach der starke Heime: „Herr Kaiser, schickt mich nicht:
Dietrich war mein Herre, ich stand in seiner Pflicht.
Ich hab ihm Treu geschworen, er tat mir nie ein Leid:
Soll ich ihm Kunde bringen, dass ihr ihm Feind geworden seid?“
Darob begann zu zürnen der edle Kaiser reich:
„Nun rede nicht von Treue, es sieht der Untreu gleich.
Mir hast du nun geschworen, du bist mein Untertan.)
Soll ich auf der Haide keinen Dienst von dir empfahn?“
Da sprach der kühne Degen: „Herr Kaiser Ermenrich
Nun lasst den Zorn sich legen: So will ich sicherlich
Traben hin gen Berne, den Helden widersagen;
Ich tu es ungerne, doch kann ich des mich nicht entschlagen.“
Da hieß er balde bringen, der Kaiser Ermenrich,
Ein Ross, ein viel gutes, das wisset sicherlich.
Als da von dem Kaiser Herr Heime Urlaub nahm,
Alsbald zu seinem Rosse ging der Degen lobesam.
Als Herr Heim der Kühne zu seinem Rosse kam,
Da trabt‘ er auf die Grüne, auf einen weiten Plan.
Heim der kühne Ritter ritt dahin gen Bern,
Und widersagte Dietrich von dem Kaiser seinem Herrn.